Als ich dieses Aquarell auf dem Balkon meiner Eltern malte, war mir nicht klar, unter welchen Umständen ich nur gut zwei Wochen später meinem Opa einen Ausdruck in Postkartengröße für seine Sammlung schenken würde. Mit zittrigen Händen konnte er es kaum selbst halten und ich weiß gar nicht, wie gut er es noch erkannt hat. Er konnte sich nur noch schwer artikulieren und lange Gespräche blieben aus. Es beschränkte sich auf das Wesentliche. Trinken, Lappen. An ein selbstständiges Aufsetzen war auch nicht mehr zu denken, seine Kraft, mit der er früher vor Begeisterung sprühte, war bereits verflogen.

„Tina, ich kann nicht mehr“, glaubte ich zwischendrin zu verstehen, doch ich unterdrückte die Tränen und lächelte ihn an. „Wir sind alle hier.“ An diesem Abend rief das Krankenhaus an. Du hast nach uns gerufen – und natürlich sind wir gekommen. Gegen 20 Uhr fuhren wir mit zwei Autos die Strecke von Wittstock nach Neuruppin. Ein flaues Gefühl im Bauch und Angst vor dem, was folgen könnte. Wir verbrachten ein oder zwei Stunden an deinem Bett im Krankenhaus, bis du wieder zur Ruhe gefunden hast. Auf deinem Nachtschrank stand die Karte und ein Kuscheltier von meiner Nichte, dass sie an diesem Abend mitgebracht hatte, damit du nicht allein sein würdest.

Am nächsten Tag ging es dir noch schlechter. Man konnte im Krankenhaus nichts mehr für dich tun und die Ärzte empfahlen, dich ins Hospiz unweit vom Krankenhaus verlegen zu lassen. Wir fuhren noch am gleichen Nachmittag hin, um uns dort alles anzuschauen, überlegten, welche Bilder wir dir aufhängen könnten, damit du es schön haben würdest. Überlegten, wie Oma bei dir sein könnte.

Doch keine 24h später standen wir an deinem Bett, um bei dir zu sein, als du deine letzte Reise angetreten bist.

Das Leben ist eine Reise,
und auf wundersame Weise,
durften wir einen Teil des Weges mit dir gehen,
gemeinsam lachen und mit dir im Leben stehen.

Du wirst in unseren Gedanken immer bei uns sein,
und fühlen wir uns jetzt auch noch so allein;
so sorge dich nicht, wir werden zusammen steh’n,
denn von heute an müssen wir ohne dich im Leben weiter geh’n.

(geschrieben 01.12.2014, gekürzt 2018)

Wir werden dich vermissen.

Aquarell – St. Marien Kirche
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1 thoughts on “Aquarell – St. Marien Kirche

  • 13 Oktober 2018 um 19:48 Uhr
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    Hallo Tina, es ist wundervoll geschrieben und ein tolles Bild. Er wussté dass er geliebt wird und nicht alleine ist. Alle wart ihr bei ihm auf seinem letzten Weg. Danke dafür. Wir vermissen ihn auch und auch deine Oma. Der Kreis hat sich nun geschlossen und alle sind vereint.

    Liebe Grüße
    Daniela

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