Ich möchte euch nachfolgend ein etwas umfangreicheres Aquarellprojekt vorstellen, dem ich mich 2015 in Vorbereitung auf unsere Hochzeitsreise gewidmet habe. Der Bericht erschien – aufgeteilt auf mehrere Beiträge – damals in meinem privaten Blog, den ich nun jedoch langsam und Stück für Stück ausdünnen möchte. Natürlich nicht, ohne das ein oder andere Herzensprojekt noch zu übertragen. :)
Inhalt
Phase 1: Recherche – Wale in Island
Wie ihr vielleicht wisst, gibt es in den Meeren und Ozeanen dieser Welt viele verschiedene Walarten. Sie wandern durch die Meere, oft viele 1000km im Jahr, zu verschiedenen Futtergründen oder ruhigeren Gewässern, um ihre Kälber zur Welt zu bringen.
Doch welche Wale gibt es eigentlich in den Gewässern um Island herum zu sehen? Wer Wale in Island beobachten will, wird sich mit dieser Frage beschäftigen.
Natürlich lässt sich das nicht 100%ig vorbestimmen, doch es gibt Erfahrungswerte. Einerseits gibt es bei den Anbietern für Whale Watching oft Tagebücher, die über Sichtungen berichten. Darüber hinaus gibt es, wie ich bereits berichtete, beim WDC eine Broschüre über Walbeobachtungen in Europa, die man kostenlos als PDF anfordern kann. Ich hatte sie mir vor Jahren zuschicken lassen und auf dieser Basis nun eine Übersicht für uns erstellt. Ich habe mir zunächst notiert, welche Arten man voraussichtlich wo besichtigen kann und mir die Orte auf einer skizzierten Karte eingetragen. Meinen ersten Recherchestand möchte ich gern mit euch teilen.
Island gehört zu den wenigen Orten, in denen man in den vergangenen Jahren recht zuverlässig Sichtungen von Blauwalen verzeichnen konnte. Aufgrund ihrer Seltenheit gehe ich jedoch davon aus, dass die Chancen, sie als Tourist zu sehen, eher niedriger sind. Zwergwale und Weißschnauzendelfine wiederum treten sowohl im Norden, als auch im Süden auf. Auch gibt es die Chance, Schwertwale und Buckelwale zu besichtigen.
Orte:
- 1) Snæfellsnes, Halbinsel im Westen Islands
- 2) Reykjavik, Hauptstadt Islands im Süd-Westen
- 3) Vestmannaeyjar, Westmännerinseln im Süden
- 4) Húsavík, Nordisland
- 5) Akyrey, Nordisland
Walarten in Island
Sortiert nach Größe. (Wobei Entenwale und Schwertwale eine ähnliche Größe erreichen können.)
1 Snæfellsnes | 2 Reykjavik | 3 Vestmannaeyjar | 4 Húsavík | 5 Akyrey | |
Blauwal | ✓ | selten | – | selten | – |
Finnwal | manchmal | manchmal | – | – | – |
Buckelwal | ✓ | ✓ | manchmal | selten | manchmal |
Seiwal | manchmal | manchmal | – | selten | – |
Zwergwal | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Entenwal | – | – | – | selten | – |
Schwertwal | manchmal | ✓ | ✓ | – | manchmal |
Weißschnauzendelfin | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ | ✓ |
Schweinswal | ✓ | ✓ | manchmal | ✓ | ✓ |
Welche Wale man nun möglicherweise beobachten kann, hängt also stark davon ab, von wo man seine Walbeobachtung startet. Zwergwale und Weißschnauzendelfine tauchen am häufigsten auf.
Wir werden unsere Walbeobachtung von Reykjavik aus starten und ich bin gespannt, was wir alles sehen werden. Am liebsten würde ich einen Buckelwal, Schwertwale, einen Zwergwal und Weißschnauzendelfine sehen. Doch alle auf einmal ist wohl recht unwahrscheinlich – und wenn, so fürchte ich, könnte es schnell zu einer Jäger-Opfer Situation kommen, da zumindest Zwergwale und Delfine durchaus in das Jagdschema von Schwertwalen passen können. (Was genau Schwertwale jagen ist von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich. Manche ernähren sich nur von Fisch, andere von Meeressäugetieren.)
Wenn ihr auch so ein Walfan seid, dann hilft euch diese Übersicht vielleicht, zu entscheiden, ob Island ein potentielles Reiseziel für euch sein kann.
Quellen:
- Broschüre “Walbeobachtungen in Europa” von WDC
- Buch “Wale und Delphine” (Jahr-Verlag GmbH & Co.)
- Reiseführer Island (BAEDEKER)
Phase 2: Die Visualisierung
Mit Abschluss meiner Recherche hatte ich einen Überblick, welche Walarten wo rund um Island auftauchen und wie groß die Wale sind. Die Größe habe ich dann entsprechend für mein Zielformat herunter gerechnet, um die verschiedenen Walarten in korrekter Größenrelation zueinander zu zeichnen.
Im ersten Schritt habe ich nun also begonnen, mir mein Blatt aufzuteilen. Ich habe mir am rechten Rand eine Hilflinie eingezeichnet, damit alle Wale in etwa rechtsbündig sein würden.
Beim Zeichnen maß ich immer auf Basis der Abbildungen in meinem Buch, wie “dick” der Wal denn in etwa sein müsste. Das ist natürlich nicht perfekt, aber gab mir zumindest einen Anhaltspunkt. Ich arbeitete mich so Stück für Stück vom größten Wal, dem Blauwal, zum kleinsten, dem Schweinswal, vor. Wenn man das einmal gemacht hat, wird einem erst so richtig klar, wie gewaltig die Unterschiede sind. Denn in meinem Buch sind die Illustrationen weniger auf die Relation untereinander ausgelegt, als vielmehr auf den verfügbaren Platz.
Für die Übertragung der Karte von Island machte ich mir einen Trick zu Nutze, den ihr bestimmt noch aus Kindertagen kennt. Zunächst übertrug ich den Umriss von Island aus unserem Reiseführer auf Transparentpapier. Anschließend rahmte ich es ein und unterteilte es in gleichmäßige Rechtecke. Anschließend zeichnete ich mir das Gitter auch auf das Aquarellpapier und hangelte mich an den Hilfskästen lang, um die Umrisse zu übertragen.
Im nächsten Schritt maskierte ich die Wale und Island mit Rubbelkrepp und malte zusätzlich einen Rahmen um das Island, um den Kartenausschnitt nachher einfach abgrenzen zu können.
Leider habe ich die Schicht mit dem Rubbelkrepp zu lange auf dem Papier gelassen, was dazu führte, dass ich die Oberfläche des Papiers beim “Abrubbeln” verletzte und es zu Unebenheiten kam, die bei näherem Hinsehen leider auch jetzt noch sichtbar sind.
Da mit dem Rubbelkrepp auch ein großer Teil meiner Vorskizze verschwungen war, zeichnete ich die Umrisse und einige Details mit einem dunkel Aquarellbuntstift vor. Diese Striche verschwommen später mit der anderen Aquarellfarbe, die ich auftrug. Um nicht immer auf das Trocknen warten zu müssen, malte ich dieses Mal von oben nach unten. Ich muss zugeben, dass ich recht erleichtert war, als ich schließlich beim Blauwal angelangt war – der hier sicherlich “blauer” geworden ist, als er es in natura ist. Doch nach dem Zwergwal, Seiwal und Finnwal, brauchte es einfach etwas mehr Kontrast, damit sie gut unterscheidbar blieben.
Im nächsten Schritt geht es digital weiter. Dann folgen nämlich Beschriftung und vor allem Markierungen, wo welche Art auftaucht. Bevor ich das abschließen kann, muss ich allerdings noch einmal ein besseres Foto von der Vorlage machen – mit Blitz in einem Raum bei normaler Zimmerbeleuchtung war jetzt leider nicht so befriedigend.
Phase 3: Digitale Finalisierung
Da das Bild größer als A4 ist, konnte ich es leider nicht einscannen und habe es stattdessen abfotografiert, um anschließend am Computer die Namen der Walarten nachzutragen. Zusätzlich geben die Farbpunkte Aufschluss darüber, von welchen Punkten aus man wohl welche Wale sehen könnte.
Die kleinen Walarten sind dabei natürlich kaum noch zu erkennen und wirken eher wie ein Farbklecks.Vor allem bei den Schwanzflossen ist mal wieder eine meiner großen Schwächen ans Licht getreten: Der korrekte Einsatz von Licht und Schatten zur Vermittlung von Tiefe.
Alles in allem hat mir das Projekt trotzdem viel Spaß gemacht und ich bin gespannt, welche Wale wir dann tatsächlich sehen werden, wenn wir von Reykjavík aus mit der Walbeobachtungstour starten. Wir werden berichten.
Abschlussbemerkung
An diesem Projekt habe ich Januar – Mai 2015 gearbeitet. Natürlich nicht durchgehend, und doch war es eines meiner größeren Projekte, für die ich mir sehr viel Arbeit in der Vorbereitung gemacht habe.
Wir waren dann auf unserer Hochzeitsreise übrigens wirklich beim Whale Watching. Beim ersten Mal war das Wetter wirklich sehr schlecht und wir hatten starken Wellengang. (Ein Hoch auf die Pillen gegen Seekrankheit, die verteilt wurden!) Da wir nichts gesehen haben, durften wir ein zweites Mal fahren. Dann bei wunderschönem Sonnenschein und ruhiger See.
Gesehen haben wir schlussendlich nur ganz kurz einen Zwergwal / Minkwal. Und natürlich hatte ich die Kamera woanders hin gehalten und kein Foto davon. Zwergwale sehen aufgrund ihres Tauchverhaltens von einem Boot aus auch eher unspektakulär und unscheinbar aus.
Bin über Timo auf deinen Blog gestoßen und bin eine ganze Weile geblieben. Dabei fand ich diesen Eintrag und ich muss wirklich sagen „CHAPEAU“.
Erst die gründliche Recherche und dann die Umsetzung sind schön dargestellt. Die Zeichnungen sind so schön geworden. Auch aus deinen Fehlern darf man lernen.
Lieben Dank fürs Erklären, Teilhaben lassen in Wort und Bild.
Hallo Ynette, schön, dass es dir gefallen hat. So ein Feedback motiviert. :)
Dieses Projekt war in der Tat ein Herzensprojekt, in das ich all meine Vorfreude auf unsere Island-Reise stecken konnte.