Derzeitig brauche ich oft sehr viel Zeit, bis ein Bild fertig ist, da ich neben der Arbeit noch ein paar andere Dinge zu tun habe und darüber hinaus aktuell von einer anhaltenden Müdigkeit geplagt werde. Also habe ich beschlossen, euch am Entstehungsprozess eines Bildes einfach teilhaben zu lassen.

Mit der aktuellen Zeichnung habe ich am vergangenen Sonntagabend begonnen und bin eigentlich ohne großen Plan vorgegangen. Wenn ich noch keine klare Vorstellung vom finalen Bild habe, beginne ich in der Regel erst einmal, Grundformen aneinander zu reihen. Oft wird die Figur dabei etwas zu starr und ihm fehlt dann die Lebendigkeit, die ich bei anderen Zeichnern sehr bewundere, doch dieses suchende Arbeiten hilft mir, das Motiv sich selbst entwickeln zu lassen.

Ein paar Eckdaten:

  • Software zum Zeichnen: Manga Studio 5ex (Clip Studio Paint)
  • Tablet: Wacom Intuos 4 M
  • Hilfsmittel: keine
  • Größe: A4 Querformat / 600dpi
  • Beginn: 24.01.2016
  • Ende: 20.03.2016

Schritt 1: Grundformen

Ich wusste zumindest schonmal, dass es eine menschliche Figur werden sollte und begann einfach beim Kopf. Die Ausrichtung des Kopfes mit den Hilfslinien beeinflusst dabei bereits sehr stark, in welche Richtung sich das Bild weiter entwickeln wird.

Das Suchende spiegelt sich dann auch in meinem Strich wieder. Er ist eher locker, Formen werden mehrfach gezeichnet, bis ich das Gefühl habe, dass es „passt“. Manchmal wird dann auch wieder radiert, wenn ich merke, es passt nicht so richtig.

Sich fallen lassen - Grundformen

Bei den Grundformen für eine so komplexe Figur wie den Menschen ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, wo es flexiblen Teile (Gelenke) und die unflexiblen Teile (längere Knochen, Schädel etc.) sind. Natürlich ist das weit weg von einer anatomisch korrekten Betrachtungsweise, doch es hilft ungemein, um die Pose erstmal entstehen zu lassen.

Schritt 2: Vorzeichnung

Für die Vorzeichnung lege ich eine neue Ebene an. Ich senke die Deckkraft meiner Grundformen und zeichne mit gleicher Farbe auf der neuen Ebene drüber. Ich gebe zu, dass ich immer zu viel Zeit in die Vorzeichnung stecke. Doch es gibt mir ein größeres Gefühl von Sicherheit und senkt den Druck, alles gleich „perfekt“ zu machen. Auch in dieser Phase spielen Grundformen noch immer eine Rolle für mich, diesmal jedoch, um feinere Details auszuarbeiten.

Sich fallen lassen - Erste Vorzeichnung

In dieser Phase finde ich oft noch Fehler in meiner Konstruktion, etwa bei perspektivischen Verkürzungen. In diesem Fall hilft es alles nichts: Vorzeichnung ausblenden und die Basiskonstruktion korrigieren.

Nach und nach folgen nun weitere Details und es werden hier und da Überschneidungsfehler korrigiert, wenn sie mir auffallen. Besonders auffällig zum Beispiel an dem oberen Fuß.

Sich fallen lassen - Überschneidungen korrigieren

Alles in alles sieht meine Vorzeichnung nun so aus:

Sich falles lassen - Vorzeichnung

Schritt 3: Reinzeichnung

Update: 08.02.2016

Ich habe mich bei diesem Bild gegen eine schnelle „Umrandung“ in Tusche zu zeichnen und folge hier dem guten Rat meines Mentors Michael Musal und konzentriere mich im ersten Schritt auf die Überschneidungen. Alle Ebenen der blauen Vorzeichnung habe ich in einem Ordner gruppiert und nehme diesen nun in seiner Deckkraft etwas zurück, bevor ich auf einer neuen Ebene mit den Überschneidungen beginne. Statt Tusche habe ich mich für einen schwarzen Bleistift-Strich entschieden, der entsprechend weicher ist.

Ziel der Übung ist es, sich sukzessive an den Überschneidungen entlang zu arbeiten und weniger Zeit darauf zu verwenden, Striche nachzuziehen. Man merkt dann schnell, dass das Auge viele Linien von selbst schließt. An manchen Stellen habe ich mich auch ein wenig leiten lassen und bin über Überschneidungen hinaus gegangen.

Überschneidungen zeichnen

 

Mit diesem Fokus fallen oft weitere Fehler oder Schwächen in der Vorzeichnung auf, die man im Idealfall dann wieder korrigiert. In meinem Fall war das die rechte Hand und der Ärmel am rechten Arm sowie der linke Fuß inkl. Bein des Jungen.

Sich fallen lassen - Korrekturen in der Vorzeichnung

Mein aktueller Stand (08.02.2016):

Sich fallen lassen - Zwischenstand

Ausblick: Die meisten Überschneidungen der Figur sind geschafft. Nun muss ich mich langsam den Haaren nähern, die mir noch etwas Kopfzerbrechen bereiten… ;)

Update 20-03-2016

Es ist nun einiges an Zeit vergangen, und ich habe mich entschieden, die Reinzeichnung des Jungen heute endlich mal zu beenden. Dafür habe ich nun die Verbindungen zwischen den Überschneidungen geschlossen und darauf geachtet, dass diese im Strich möglichst leicht blieben. Auch die Haare habe ich in diesem Zug nun fertig gezeichnet.

Sich fallen lassen - Ein Bild entsteht - Konturen

Schritt 4: Koloration

Aufgrund des bereits recht hohen Zeitaufwandes habe ich mich hier für ein einfaches Shading entschieden und das Bild dabei eher monochrom gehalten.

Sich fallen lassen - fertiges Bild

Nachwort

Ich ärgere mich ein wenig, dass das Bild zwischendrin so lang liegen geblieben ist. Dennoch habe ich nun abschließend noch einmal die WIP-Exporte, die ich gemacht hatte, in eine kleine Animation umgewandelt. Trotz der Verzögerung hoffe ich, dass es für den ein oder anderen von euch interessant war. :)

Sich fallen lassen - Ein Bild entsteht

 

P.S.: Bitte gebt mir eine Rückmeldung, ob solche Beiträge überhaupt für euch interessant sind. Euch also die Entstehungsgeschichte von meinen Bildern in dieser Form interessiert. :)

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Sich fallen lassen (Ein Bild entsteht) – UPDATE

5 thoughts on “Sich fallen lassen (Ein Bild entsteht) – UPDATE

  • 4 Februar 2016 um 18:07 Uhr
    Permalink

    Wow, mir gefällt der Beitrag sehr gut. Besonders beeindruckend finde ich wie gut die Hände und Füße deiner Figur aussehen. Bei mir haben sich die Fahrigkeit Hände und Füße zu zeichnen, seid der Grundschule leider nicht sehr weiter entwickelt :).

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    • 8 Februar 2016 um 20:28 Uhr
      Permalink

      Hände und Füße sind in der Tat immer eine Herausforderung. Neben viel Übung hilft es, sich den Grundaufbau vor Augen zu halten und diesen mit Hilfe von Grundformen nachzuempfinden. Am Ende sind es (fast) alles nur Kugeln und Zylinder. Mit dieser Vereinfachung kann man sich entsprechende Brücken bauen. :)
      Im aktuellen Update siehst du, dass ich bei der einen Hand recht massiv konstruiert habe.

      Antworten
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